Die Geschichte der Köhlerei 

 

Die Köhlerei ist ein sehr altes Handwerk, das bereits in der späteren Eisenzeit um etwa 800 v.Chr. ausgeübt wurde. Mit Hilfe der Holzkohle wurde schon damals Erz geschmolzen. 

Da die Kelten in Heretsried und Monburg schon vor der Zeitenwende in der jüngeren Eisenzeit- „Latenezeit" siedelten und die Kelten bereits Eisenerz verhütteten, können wir davon ausgehen, dass auch damals im Holzwinkel schon Holzkohle zum Schmelzen von Eisenerz eingesetzt wurde.

In einigen Nachbargemeinden wurden durch Herrn Dr. Hans Frei Trichtergruben zum Eisenerzabbau erforscht, z.B. am Dachsberg bei Biburg. Im Holzwinkel finden wir ehemalige Erzschürfgruben am Kirchberg zwischen Heretsried und Lützelburg und westlich von Achsheim. Die Eisenerz-Geoden findet man im Feinsand unter dem Pleistozänschotter.

Der „Verhüttungsprozeß" (=Schmelzen des Eisens) vollzog sich in einem aus Lehm, Ziegel oder Bruchstein gebauten Schmelzofen, dem sog. Rennofen, dessen schacht- oder kuppelartiger Innenraum mit Holzkohle und Erz beschickt wurde. Die als Eisensauerstoffverbindung vorliegenden Erze mussten durch Kohlenstoff reduziert und zu metallischem Eisen abgebaut werden. Als Reduktionsmittel kam nur Holzkohle in Frage. Sie diente zugleich als Brennstoff zum Ausschmelzen der Erze und zu deren Trennung von der Gangart. Holzkohle hatte hierbei den zusätzlichen Vorteil, dass es beim Verbrennen eine wesentlich höhere Hitze als Holz erreicht. Zum Schmelzen benötigte man 10-mal so viel Holzkohle wie Erz.

Bei archäologischen Grabungen im Umland werden oft keltische Werkzeuge und Schmuck gefunden. In den Fundschichten vorhandene Holzkohle ist dabei wichtig für die Datierung der Funde (Radiokarbonmethode).

In unseren Orten Heretsried, Lauterbrunn, Monburg, wurde in den vergangenen Jahrhunderten ständig Holzkohle gebrannt. Im 19. und 20. Jahrhundert verdienten sich viele Familien in Heretsried, Lauterbrunn und Monburg einen Teil ihres Lebensunterhaltes durch die Köhlerei. In Heretsried wurde noch bis zu Beginn der 70-iger Jahre (Anton Haslinger bis 1972,  Johann Wieland bis ca. 1974) geköhlert, in Lauterbrunn  betrieb Albert Wieland noch bis 1955 eine kleine Kohlstatt. Nachweislich belieferte die Familie Josef Metzger die Firma Renk noch bis 1951 mit 11 Fuhren Holzkohle zu je 700 - 1270 kg. 

Im 20. Jahrhundert wurde der Beruf des Köhlers durch die industrielle Erzeugung von Holzkohle in Retorten und durch die Nutzung von Koks und Steinkohle langsam verdrängt.

 

 

Die Holzkohle

Holzkohle entsteht, wenn Holz unter geringer Luft- bzw. Sauerstoffzufuhr langsam brennt. Dabei verbrennen die leichtflüchtigen Bestandteile des Holzes und es bleibt ein fast reiner Kohlenstoff zurück, der aufgrund seiner feinen Poren sehr heiß verbrennt. Noch am Anfang des 20. Jahrhunderts war Holzkohle von großer industrieller Bedeutung für die Verhüttung von Erzen und stellte eine wichtige Holznutzung dar. Auch für andere Zwecke bei der Metallverarbeitung, z.B. Raffinieren von Kupfer, wurde Holzkohle eingesetzt,  da sie sehr arm an Asche und frei von Schwefel ist. Bei der industriellen Erzeugung von Holzkohle in Retorten gewannen im Laufe der  zunehmend die entstehenden Nebenprodukte an Bedeutung. Holzkohle wurde als Gemengteil von Schwarzpulver, für die Herstellung von Schwefelkohlenstoff, als Teerzusatz, als Entfärbungsmittel,  zur Gewinnung von Essigsäure und in der Medizin verwendet.  „Medizinische Kohle“ wird zur Bekämpfung folgender Krankheiten genutzt:             

  • akuter Durchfall

  • bei Vergiftungen

  • Infektionen

  • Allergien

Kohle - ein bewährtes Hausmittel

Viele alte Heilmittel kommen aus der Mode, nicht weil sie unwirksam wären, sondern weil etwas Geschick und Anstrengung notwendig sind, die viele nicht mehr aufbringen wollen. In jedem Haushalt sollte Kohle als rasche Maßnahme bei Vergiftungen, Infektionen und anderen Störungen vorhanden sein. Die orale Anwendung kann vielen Darminfekten vorbeugen. Alle Studien zeigen, daß Kohle weder eingenommen, eingeatmet noch bei Hautkontakt schädlich ist. Die unterstützende Wirkung der Kohle auf die Ausscheidungs- und Heilungsprozesse des Körpers sind unerreicht. Die Oberfläche der Kohlekörnchen ist sehr porös. Deswegen können Gase, Fremdeiweiße, Stoffwechselendprodukte, Chemikalien und Medikamente gebunden werden und so zur Reinigung und Entgiftung des Körpers beitragen. Kohle kann innerlich und äußerlich bei Bienenstichen und anderen giftigen Stichen, bei Stoffwechselstörungen (Neugeborenenikterus) und bei allergischen Hautreaktionen gegeben werden.

Der Holzkohlenumschlag

Einen Kohleumschlag für eine großflächige Anwendung (Bauch, Knie) bereitet man folgendermaßen zu: 3 Esslöffel Leinsamen werden in einem Mixer zerkleinert und mit 1-3 Esslöffeln Kohlepulver vermischt. Rühren Sie Kohle und Leinsamen in 250 ml Wasser und warten Sie 10-20 Minuten bis die Paste andickt. Durch kurzes Erhitzen kann die Wartezeit verkürzt werden. Verteilen Sie die Paste knapp einen Zentimeter dick auf einem Baumwolltuch entsprechender Größe und decken Sie ein zweites Baumwolltuch darüber. Um ein Auslaufen zu vermeiden, lässt man einen 2-3 cm breiten Rand. Legen Sie den Umschlag auf die Haut und bedecken Sie ihn mit einem etwas größeren Plastiktuch. Dieses wird mit einem alten Handtuch abgedeckt und einer Binde sicher fixiert. Der Umschlag wird für 6-10 Stunden belassen. Danach wird das Körperteil mit einem kalten Waschlappen kräftig abgerieben.

  

Der Meiler

 

Zur Herstellung von Holzkohle muss zunächst ein Holzhaufen – der sogenannte Meiler – aufgebaut werden. Für die Errichtung des Holzkohlen

meilers wurden je nach Region und Köhler etwas unterschiedliche Techniken angewandt. Im folgenden wird das in unserer Region übliche Verfahren beschrieben. Der Holzkohlenmeiler wird auf ebener Erde errichtet. Der Bau beginnt in der Mitte mit dem Einschlagen des „Königs“. Dies ist ein Pfahl mit ca. 1 m Länge. Rundherum wird dann sorgsam das Holz aufgeschichtet, aus der die Holzkohle entstehen soll. Die Holzstücke sind ca. 1 m lang und bis zu 12 Zentimeter dick, aus Buchen- und aus Fichtenholz.

 

 

Darüber kommt das Dach,  ein breiter Kranz aus Fichtenzweigen. Das Ganze wird mit Lösch und Moos abgedeckt, um den Meiler luftdicht abzuschließen. In der

Mitte des Meilers bleibt ein Loch von 50 – 60 cm, die „Fülle“. Über diese wird der Meiler entzündet. Erst nach dem Anzünden erhält der Meiler seinen flachen Abschluss, sein letztes Dach, das man in der Köhlerei "Brücke" nennt. Dabei wird der Meiler zugedeckt  mit 1 m langen Holzscheiten, die wiederum mit Lösch abgedichtet werden. Wenn die Brücke – meist am ?2. Tag – einbricht, wird sie ein 2. Mal errichtet und erneut mit Lösch und Moos abgedichtet. Die Verbrennung regelt der Köhler indem er rundum kleine Löcher in die Erdhülle sticht oder sie wieder verschließt. Die Farbe es Rauches gibt ihm Auskunft über die Verkohlung - bläulicher Rauch deutet auf zu viel

Sauerstoff hin. Im Laufe des Verkohlungsprozesses schrumpft der Meiler auf etwa ein Drittel seiner ursprünglichen Größe. Um unnötige Hohlräume zu schließen, schlägt der Köhler mit einem Brett, das an einer Fichten- oder Birkenstange befestigt ist, immer wieder von oben auf das Dach. Der Köhler hält sich Tag und Nacht bei seinem Meiler auf. Mindestens alle 3 Stunden sind Kontroll- und Regulierungsmaßnahmen erforderlich. Der gesamte Prozess, von Aufbau bis zum Löschen des Meilers und „Ernte“ der Kohle dauert je nach Größe und Art des Meilers ca. 4 Tage. Ist die Kohle fertig, wird das Dach Stück für Stück abgedeckt und mit Wasser gelöscht, damit die stellenweise noch glühende Kohle nicht verbrennt.